Die ersten eindrücke
Mittlerweile bin ich jetzt schon seit drei Monat mit Lina und Till hier in Ghana und es ist so einiges passiert, was es wert ist aufzuschreiben. Wir konnten wirklich schon sehr viele neue Eindrücke und Erfahrungen sammeln und auch schon die ein oder andere Herausforderung meistern.
Am 01.09 sind wir spät abends am Flughafen in Accra angekommen mit sehr viel Verspätung, da unser Gepäck lange auf sich hat warten lassen. Das erste an das ich mich erinnern kann, als wir aus dem klimatisierten Flughafen herausgekommen sind, war die Luft, welche mir viel weicher und irgendwie süßlicher als in Deutschland vorkam.
Als wir dann, nach kurzer Suche Richmond, unseren ersten Ansprechpartner von ROHC (Race of Hope Center) gefunden haben, sind wir flott zum Truck gegangen, um schnell in Richtung Accra abzudüsen.
Mit sehr viel Gehupe, Fahrtwind und noch ganz verklebt vom Flug, sind wir dann losgefahren. Es gab noch einen kleinen Zwischenstopp bei einem Street-food Stand, bei dem wir Indomie bestellt haben. Das sind Nudeln mit Gemüse, Hackfleisch, Fisch, Ei und am aller wichtigsten mit sehr viel Chillipulver, denn hier ist es eher der Ausnahmefall, wenn ein Gericht mal nicht scharf ist. Für Till und Lina war es noch deutlich zu scharf, ich kam damit entgegen meiner Erwartung ziemlich gut klar, mittlerweile gewöhnen sich aber alle daran.
Beim Haus angekommen war es dann auch schon mitten in der Nacht und alle waren fertig von dem langen Tag und froh über die schon hergerichteten Betten und die (wie immer) kalte Dusche.
Was mir in den ersten Wochen wirklich noch sehr schwer gefallen ist und teilweise immer noch Probleme bereitet, ist der ghanaische Akzent, der wirklich ganz anders als das britische Englisch ist, welches wir in der Schule gelernt haben.
An vielen Stellen durften wir schon so richtig in die ghanaische Kultur eintauchen, in der das Essen eine große Rolle spielt. Wir werden in Ashaiman nämlich von unserer wundervollen Köchin Auntie Maggi bekocht, die uns schon einige ghanaische Spezialitäten aufgetischt hat, wie zum Beispiel Beans and Plantains (mein Lieblingsessen), Yollof rice, Banku, einige ganz verschiedenen Stews und noch vieles mehr. Zudem haben wir auch schon Streetfood probiert, wie zum Beispiel Fried Yam (vergleichbar mit Pommes), Kosee (vergleichbar mit Gemüsetalern) und Bofrot (eine Mischung aus Berliner ohne Füllung und Quarkbällchen). Wenn wir in Ashaiman sind, ist Bofrot mitlerweile schon zu unserem täglichen Frühstück geworden, da unser favoritisierter stand auf dem Weg zu unserer Arbeitsstelle liegt. Wie Richmond sagt „you take your Bofrot very serious“. Hier müssen wir uns beim bezahlen auch noch jedes mal daran erinnern nicht mit der linken Hand das Geld zu überreichen, da das als unfreundlich erachtet wird. Genauso muss man auch beim essen, bei dem einige Gerichte mit den Händen gegessen werden, darauf achten die rechte Hand zu benutzen.
Die Auswahl an Frühstück ist anders als in DE, da es zum Beispiel normalerweise keinen Käse oder generell herzhaften Brotaufstrich gibt und auch das Brot meistens Weißbrot ist.
Um unserem Frühstück also etwas mehr Abwechslung zu der, mitlerweile zu unserem standart repartua gehörenden Schokocreme zu geben, haben wir mal angefangen den sehr chaotischen Markt nach Obst und Gemüse zu durchforsten. Das kriegt man hier nämlich nicht im Supermarkt, sondern eben nur auf besagtem Markt. Am leckersten finde ich die Papayas und die Kokosnüsse, aber generell sind alle Früchte die wir bisher hier probiert haben viel geschmacksintensiver.
Den Markt als weiße Person zu durchqueren ist total aufregend, da ständig alle versuchen unsere Aufmerksamkeit zu erregen und ich persönlich auch einfach nicht an ein so reges Marktgeschehen gewöhnt bin, wie hier.
Während der Rainy Season, die von Mai bis September geht, ist der Markt noch herausfordernder, da man nach starken Regenfällen immer total aufpassen muss nicht auf dem Lehmigen, schlammigen Boden auszurutschen. Nicht selten begegnet man dort auch mal einer freilaufenden Ziege oder Hühnern und Hunden.
Da wir den Markt jeden Tag überqueren müssen, um zu unserer Arbeitsstelle hier in Ashaiman, dem FCP (First Contact Place), zu kommen, konnten wir schon so einige Leckereien ausprobieren.
Im ersten Monat hatten wir im FCP Cultural und Twi Classes mit Senior Peter, einem ehemaligen Mitarbeiter von ROHC.
Das war super interessant und wir konnten einige neue Dinge über die ghanaische Kultur lernen. Zum Beispiel können wir unser Bofrot mittlerweile auch auf Twi bestellen (Ich möchte ein Bofrot kaufen = Me pe to Bofrot baako) oder haben gelernt, dass es hier keine Sternzeichen gibt, aber dafür den Wochentagen, an denen die Menschen geboren werden, eine große Bedeutung zugeschrieben wird.
Ab Oktober wurden die Classes dann vom richtigen Arbeiten abgelöst, da die ersten vier Wochen, als Eingewöhnungsmonat gedacht sind. Das ist sehr angenehm, da man so erstmal in Ruhe ankommen kann. Am Ende hatten wir aber auch wirklich Lust endlich die Arbeit so richtig kennenzulernen. Dazu aber mehr im nächsten Blog Eintrag :)
Eine weitere Sache, die sich zu meinem alltäglichen Leben in DE unterscheidet, ist, dass wir jeden Sonntag die Kirche besuchen. Hier ist Tanz und Gesang ein wichtiger Bestandteil der Messen, was jedes Mal zu einer aufregenden und angenehmen Atmosphäre führt. Der Kirchen Chor hier in Ashaiman glänzt dabei auch immer mit tollen mehrstimmigen Gesangseinlagen. Wir durften sogar schon auf ein ganzes Konzert des Chors, was wirklich beeindruckend war. Josephine, eine Frau, die auch in diesem Kirchenchor singt und als Schneiderin arbeitet, hat uns direkt nach unserer ersten Messe hier in der Blessed Clementina Church ausgemessen. So konnten wir drei dann am nächsten Sonntag mit hübschen, bunten ghanaischen Kleidern bei der nächsten Messe auftauchen. Mittlerweile hat sich unser Kleiderschrank auch schon um das ein oder andere ghanaische Kleidungsstück erweitert, die wir auch gerne im Alltag tragen, da der Stoff und die Schnitte oft schön Luftig sind.
Durch die hohen Temperaturen kommt man nämlich immer sehr schnell ins Schwitzen und ist froh um jeden Windhauch. Aber auch daran gewöhnt man sich langsam. Trotzdem habe ich ganz schön Respekt vor dem Februar, da das der heißeste Monat sein soll und die Temperaturen jetzt schon über die 30 Grad steigen. Dafür scheint die Sonne wenigstens immer nur 12 h am Tag, da sie um 6 Uhr morgens immer aufgeht und um 6 Uhr abends dann wieder untergeht.
Also falls ich bis Februar nicht vor lauter Hitze geschmolzen bin, berichte ich weiter wie es so weitergeht und welche Erfahrungen noch so auf uns zukommen werden.